CED und Coronavirus: „Viele vergessen, dass auch junge Leute gerade Schwierigkeiten haben können“

Sich Unterstützung holen, sich informieren, sich gegen eine COVID-19-Infektion schützen: Tipps von CEDlern in der Corona-Krise

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Pip

Die Maßnahmen, um die Ausbreitung des neuartigen Coronavirus SARS-CoV-2 zu verlangsamen, gelten für alle – dazu gehören gute Handhygiene, hygienische Nies- und Hustetikette, Abstand halten, nur für das Notwendigste aus dem Haus gehen. Indem wir uns daran halten, schützen wir uns und andere vor einer COVID-19-Infektion und entlasten das Gesundheitssystem. Leider gibt es jedoch immer noch einige Menschen, die die Lage nicht ernst nehmen und nicht zu Hause bleiben. Sie nehmen keine Rücksicht, auch wenn sie dadurch ihre Mitmenschen gefährden, von denen manch einer ein höheres Coronavirus-Infektionsrisiko oder ein Risiko für einen schweren Verlauf haben kann – was man bei weitem nicht jedem ansieht. Auch Menschen mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen (CED) wie Morbus Crohn oder Colitis ulcerosa können zur Risikogruppe gehören, vor allem wenn sie häufig unter immunsuppressiver Therapie stehen. Wir fragten CED-Blogger, wie sie die Einschränkungen des täglichen Lebens überstehen und was sie sich jetzt von ihren Mitmenschen wünschen.

1. „Wie schützt du dich gegen eine Coronavirus‑Infektion?“

Alle CED-Blogger schreiben, dass sie momentan soweit es geht zuhause bleiben, um ihr Infektionsrisiko zu reduzieren. Elisa verbringt bereits seit der Geburt ihrer Tochter vor ein paar Monaten viel Zeit daheim, daher ist die Umstellung für sie nicht so dramatisch.

„In meiner aktuellen Lebensphase - Zuhause mit meiner wenige Monate alten Tochter - habe ich in diesen Zeiten einen klaren Vorteil: Ich muss nicht ins Geschäft, wo sich viele Menschen aufhalten. Wäre ich im Geschäft, hätte ich mich für das Homeoffice eingesetzt. Schon seit Wochen lebe ich relativ entspannt und zurückgezogen, verlasse das Haus nur zum täglichen Spaziergang mit dem Kinderwagen (frische Luft und Sonne sind sehr wichtig!) oder für eventuell Besorgungen; seit zwei Wochen treffe ich auch privat niemanden mehr. Ich wasche mir sehr häufig gründlich die Hände, auch wenn ich zwischendrin nicht draußen war. Draußen fasse ich wiederum bewusst so wenige Dinge an, wie ich nur kann, habe entsprechendes Desinfektionsmittel dabei und halte Abstand zu Leuten.“

– Elisa (Das Lila Element)

Für Desi ist die Umstellung groß und die Isolation nicht so einfach zu ertragen, jedoch nimmt sie die Einsamkeit in Kauf, um sich zu schützen. Nicole ist wiederum gerne allein, vermisst es aber, ihre Liebsten zu umarmen.

„Mein Schutz? #staythefuckhome. Zuhause bleiben, sich isolieren, keine Freunde treffen, für mich einkaufen lassen. Es ist super hart und ich fühle mich ziemlich vereinsamt aber muss eben grade sein.“

– Desi (Die Desi Marie)

„Ich halte mich von Menschen fern. Das fällt mir nicht sonderlich schwer, da ich gern allein bin. Probleme habe ich nur damit, wenn ich Menschen begegne, die ich gernhabe, denn ich bin ein Knuddelmensch!
Allgemein macht mir eigentlich nicht der Virus Angst, sondern das Verhalten der Menschen.“

– Nicole (DARM Life STYLE)

Auch Eva fällt der Abstand zur eigenen Familie nicht leicht. Sie hält sich jedoch strikt an die Anweisungen und hat ihre sozialen Kontakte auf ein Minimum reduziert. Routineuntersuchungen beim Arzt hat sie verschoben, um die Arztpraxen zu meiden.

„Nur, wenn wirklich etwas dringlich ist, lasse ich mich behandeln. Da ich es generell durch die immunsuppressive Behandlung schon gewohnt bin besondere Routinen hinsichtlich der Hygiene zu haben, ist dies für mich aktuell keine große Umstellung. Lediglich das Abstandhalten zu meiner Familie fällt mir nicht so leicht.“

– Eva (Evalescam)

Auch wenn es schwer fällt, hält sich Eva daran, auch zu ihrer Familie Abstand einzuhalten. Sie bleibt zuversichtlich und versucht, das Positive in der Situation zu sehen.

„Jedoch, man weiß ja, dass man das zum Schutz tut und das motiviert einen ziemlich stark dort auch diszipliniert sich zurückzuhalten. Wenn sich jetzt alle am Riemen reißen, bin ich zuversichtlich, dass die Maßnahmen Wirkung zeigen werden und wir vermutlich alle besser mit dieser großen Herausforderung umgehen können.
Wir sitzen alle gerade in einem Boot. Und neben der Verunsicherung und den Ängsten, die einen umgeben, finde ich auch, dass man etwas von Zusammenhalt spürt und auch dass aus der Krise wundervolle Dinge entstehen.“

– Eva (Evalescam)

Celine meidet auch persönliche soziale Kontakte und ist froh, im Homeoffice arbeiten zu können. Elisa weiß es zu schätzen, dass sich ihr Mann bemüht, zu Hause zu bleiben und dadurch das Infektionsrisiko auch für sie zu verringern.

„Ich habe das Glück meinen Beruf im Homeoffice ausüben zu können und dafür aber auch ein ärztliches Attest bekommen. Ich meide sonst die sozialen Kontakte.“

– Celine (Morbus Crohn und ich)

„Auch mein Mann wäscht sich, besonders von draußen kommend, die Hände und ist nun einige Wochen im Homeoffice und Urlaub. Somit geht noch weniger Gefahr von ihm aus. Auch er traf in letzter Zeit ebenso fast niemanden und verhielt sich draußen vorsichtig - für mich. Mehr Mitmenschen sollten verstehen, dass jeder einen Beitrag leisten kann und dass Teil einer Gesellschaft zu sein auch Pflichten mit sich bringt. Diese Aufmerksamkeit und Vorsicht hätte ich gern von allen, nicht, weil ich dann frei draußen rumrennen kann, ohne mir Gedanken zu machen, sondern weil auch ich verzichte!“

– Elisa (Das Lila Element)

Michaelas Mann kümmert sich um das Einkaufen und organisatorische Dinge, damit sie so wenig wie möglich raus muss. Für wichtige Arzttermine trifft sie weitere Vorkehrungen, um sich oder andere nicht zu infizieren.

„Ich bin in Selbstisolation - also zuhause. Einziger realer Kontakt: Mein Mann. Er geht einkaufen, arbeiten und organisiert das Rundum. Wenn ich raus muss, weil ich einen nicht aufschiebbaren Arzttermin habe (Infusion zum Bsp.), dann trage ich Handschuhe und einen einfachen Mundschutz. Der schützt zwar nicht vor Viren und kann höchstens verhindern, dass ich andere anstecke, sofern ich infiziert wäre.
Aber ich greife mir dann nicht so leicht ins Gesicht und er sorgt dafür, dass andere deutlicher Abstand halten.
Positiver Nebeneffekt: Ich spare mir das Make-Up darunter ;-)
Ansonsten versuche ich alles, was nur ansatzweise gefährlich sein könnte, zu vermeiden. Im Sinne von: Keine Unfälle provozieren.“

– Michaela (Lieber Herr Crohn)

Dominika hält sich auch an die empfohlenen Maßnahmen und achtet auf eine gesunde Ernährung, um ihr Immunsystem zu stärken.

„Ich bleibe zu Hause, um die Ansteckungsgefahr zu minimieren. Außerdem achte ich auf richtige Händehygiene und ernähre mich abwechslungs- und nährstoffreich, um mein Immunsystem zu stärken. Ganz wichtig sind Vitamin-D- und Vitamin-C-Quellen. Außerdem probiotische Lebensmittel zur Stärkung der Darmflora, da wir über 80% der Immunzellen im Darm haben.“

– Dominika (Bauchgeschichten)

2. „Was hilft dir gerade mit deinem körperlichen und seelischen Wohlbefinden?“

Desi und Celine ist der virtuelle Kontakt mit Freunden und Angehörigen sehr wichtig. Es tut gut, sich auszutauschen und sich weniger einsam zu fühlen.

„Seelisch vor allem: Skype, WhatsApp-Videocalls / FaceTime. Freunde und Familie zumindest virtuell sehen. Ist nicht dasselbe, aber besser als nichts. Und man fühlt sich gleich ein bisschen weniger allein.“

– Desi (Die Desi Marie)

„FaceTime mit meinen Liebsten, kreative Sachen machen wie Malen oder Puzzeln, dabei schaltet man ab und denkt nicht so viel über die Situation nach.“

– Celine (Morbus Crohn und ich)

Hobbys helfen auch Nicole, sich abzulenken. Ihr tut es gut, an die frische Luft zu gehen, ob im eigenen Garten oder auf Spaziergängen.

„Meine Hobbys & Pflichten lenken mich ab. Wenn ich nicht gerade Bücher falte oder am PC arbeite, wuseln wir im Hof, damit endlich der Garten fertig wird. Und dann sind da noch die Spaziergänge mit meinen beiden Männern. Natur genießen, Gespräche führen und den Kopf frei bekommen – natürlich immer mit ganz viel Abstand zu anderen Menschen.“

– Nicole (DARM Life STYLE)

Nicole und Dominika finden es wichtig, sich nicht zu stressen und entspannt zu bleiben.

„Diese Zeit der (aufgezwungenen) Entschleunigung sollte man nutzen und sich wieder auf das Wesentliche konzentrieren! Jetzt merkt man, was oder wer fehlt, worum man sich vermehrt kümmern sollte und was man so gar nicht vermisst. Wer sich darauf einlässt, kann recht entspannt durch diese Zeit kommen.“

– Nicole (DARM Life STYLE)

„Ich konzentriere mich auf das Wesentliche und besinne mich auf Ruhe. Panik oder Ängste helfen im Moment nicht und lösen die aktuellen Probleme nicht. Ich mache Yoga und meditiere und versuche (so weit wie möglich), meinen Alltag wie immer zu gestalten. Ich bin im Home-Office, habe aber meinen Alltag so angepasst, dass ich dennoch feste Strukturen und Routinen habe. Das gibt mir Motivation und Halt.“

– Dominika (Bauchgeschichten)

Yoga, Mediation und eine Routine beizubehalten sind auch Michaela wichtig. Wenn sie jedoch mal nicht die Kraft hat, Aufgaben zu erledigen, zwingt sie sich nicht dazu, denn das bringt unnötigen zusätzlichen Stress mit sich.

„Da bin ich täglich auf der Suche, was ich für den aktuellen Tag brauche und akzeptiere auch, wenn ich einen Durchhänger hab. Meditation und Yoga sind im normalen Alltag zwei Fixpunkte, die mir auch jetzt helfen. Aber ich merke auch, dass es mich stresst, wenn ich mich dazu zwinge. Wenn es leicht geht, dann wirds gemacht und dann passt es. Wenn ich es gerade nicht schaffe, dann habe ich mir einen ‚Dispens‘ erteilt und mach mir kein schlechtes Gewissen. Auch wenn der Wäschekorb überquillt und der Staubsauger mal wieder im Wohnzimmer Gassi gehen sollte – wenn es gut geht, dann ist es gut. Wenn es nicht geht, dann ist es auch gut.“

– Michaela (Lieber Herr Crohn)

Zwar wechseln also die täglichen Beschäftigungen für Michaela, die Routine bleibt jedoch im Großen und Ganzen gleich.

„Einzig einen strukturierten Tagesablauf versuche ich mit allen Mitteln aufrecht zu halten. Denn daran kann ich mich entlang handeln. Frühstück, waschen, anziehen ... einatmen, ausatmen, weiteratmen ... Mittagessen, Hunderunde, Couchpause ... einatmen, ausatmen, weiteratmen ... Abendessen, Hund knuddeln, was Nettes lesen oder eine seichte Serie auf Netflix ... einatmen, ausatmen, weiteratmen.
Das sind die Fixpunkte, die meinen Tag regeln. Alles andere wird dazwischen gepackt, sofern es gut und leicht geht, ich darauf Lust habe oder mich aus gutem Grund dazu zwinge, weil es mir danach besser geht.“

– Michaela (Lieber Herr Crohn)

3. „Fühlst du dich gut informiert, was Coronavirus im Zusammenhang mit deiner chronischen Erkrankung angeht?“

Überwiegend ja, finden die CEDler, die uns geantwortet haben. Michaela erwähnt, dass sich die Ungewissheit rund um das neuartige Coronavirus auch in den Informationen widerspiegelt. Eva findet die Beiträge der Selbsthilfeverbände für Menschen mit chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen besonders wertvoll.

„An sich ja. Allerdings sind die allgemein verfügbaren Informationen in jeder Hinsicht Neuland und ob es ausreichend war, werden wir erst nach dieser Krise wissen. Doch fürs Erste reicht es mir.“

– Michaela (Lieber Herr Crohn)

„Ich bin der Deutschen Crohn und Colitis Vereinigung und der Schweizer Crohn Colitis Organisation sehr dankbar für ihre Arbeit; sie haben innerhalb kürzester Zeit sehr wertvolle Informationen für uns CEDler zusammengetragen und geteilt.“

– Eva (Evalescam)

Auch Dominika ist mit dem Informationsangebot zufrieden, allerdings achtet sie darauf, sich nicht von Medienberichten überschwemmen zu lassen. Nicole beschränkt sich auch ganz bewusst auf ein paar wenige zuverlässige Quellen.

„Die Informationsflut bezüglich Corona ist außergewöhnlich groß. Ich finde es toll, welche Initiativen in so einer kurzen Zeit gestartet wurden. Wenn man sich informieren möchte, gibt es ausreichend vertrauliche und hilfreiche Quellen, um dies auch zu tun. Wenn ich Fragen habe, schaue ich mir diese an. Ansonsten muss ich ehrlich gestehen, dass ich mich von Medien und Nachrichten aktuell bewusst distanziere.“

– Dominika (Bauchgeschichten)

„Die Informationen zum Thema überschwemmen einen förmlich, was schnell mal zur Überforderung führen kann oder auch zur Panik, wie zu beobachten ist. Ich habe mir 2 Seiten rausgesucht, die ich für mich als sinnvoll erachte und lese dort nach. Zum einen ist es die Seite vom Robert Koch-Institut, wo man wirklich auf alles eine Antwort findet. Und dann eine Karte, mit Übersicht aller Fälle, inklusive der geheilten, die oft einfach vergessen werden.
Der regionale Radiosender informiert mich über Dinge, die vor Ort geschehen. Das ist mir wichtig, denn ich lebe HIER, da helfen mir die Berichte aus XY nix 😉“

– Nicole (DARM Life STYLE)

Desi und Celine fühlen sich besonders von ihren Ärzten gut informiert. Desi findet die Informationen aus anderen Quellen zu ungenau.

„Nein, tatsächlich nicht so richtig gut muss ich sagen ... Es gibt viele verstreute Infos, aber so richtig klar definiert, wer wann wie Risikogruppe ist weiß ich bis jetzt nicht 100%ig. Am Ende hilft hier nur: mit den eigenen Ärzten drüber sprechen!“

– Desi (Die Desi Marie)

„Ja! Meine Arztpraxis kümmert sich da super gut und informiert regelmäßig.“

– Celine (Morbus Crohn und ich)

4. „Hast du schon mit deinem Arzt/deiner Ärztin gesprochen? Hatte er/sie Tipps?“

Nicole, Desi und Celine hatten Kontakt zu ihren Ärzten, die ihnen geraten haben, Vorsichtsmaßnahmen zu ergreifen, um gesund zu bleiben.

„Meine Hausärztin hat mich angerufen, um mir zu sagen, dass ich gesund bleiben soll. Sie kennt mich und weiß, dass ich gut auf mich aufpasse.“

– Nicole (DARM Life STYLE)

„Ja! Unbedingt! Tipps: Keine Freunde treffen, nicht einkaufen gehen, zuhause bleiben – auch wenn’s hart ist. Hin und wieder an die frische Luft und spazieren gehen – auch für die Psyche superwichtig!“

– Desi (Die Desi Marie)

„Mein Arzt hat das Homeoffice in die Wege geleitet und sonst geraten, dass man sich nach den Regeln und Hygienemaßnahmen richten soll.“

– Celine (Morbus Crohn und ich)

In Michaelas Fall muss die CED-Behandlung jetzt per E-Mail und telefonisch koordiniert werden.

„Ich halte mit meiner Gastroenterologin Mailkontakt, kann sie im Notfall auch anrufen und wir haben alle physischen Kontrolluntersuchungen und -termine bis auf weiteres ausgesetzt. Mit meinem Hausarzt telefoniere ich, wenn ich Medikamente brauche und wenn ich meine Infusion brauche, bekomme ich einen fixen Termin, wo ich ohne zu warten gleich ins Behandlungszimmer gehe.“

– Michaela (Lieber Herr Crohn)

Ihre Medikamentenversorgung kann Michaela zum Glück auch telefonisch regeln und muss die Arzneimittel nicht selber abholen.

„Auch mit meiner Apotheke mache ich aktuell alles via Telefon, auch die Beratung und Auskünfte über Medikamente oder Alternativen, da immer wieder einiges nicht lieferbar ist. Mein Mann holt die Sachen dann ab.
Richtige Tipps, speziell für mich, gab es keine – Hände waschen, Abstand halten, nur raus, wenn es unbedingt notwendig ist und die Medikamente weiter nehmen wie bisher, auch die Immunsuppressiva. Und nun noch mehr als sonst: Wenn ich merke, dass sich was verschlechtert, dann sofort anrufen und Bescheid geben.“

– Michaela (Lieber Herr Crohn)

Elisa hatte keinen Kontakt zu ihren Ärzten und fühlt sich durch offizielle Stellen gut informiert.

„Wegen COVID-19 hatte ich bisher mit keinem meiner Ärzte Kontakt, da ich es für mich persönlich nicht für nötig halte – meine Therapie verbleibt deswegen unverändert. Die durch offizielle Anlaufstellen kommunizierten allgemeinen Infos in Bezug auf Risikogruppen und deren begründete Argumente sowie alle Maßnahmen zur Vermeidung einer Infektion reichen mir. Ich gehöre zur Risikogruppe wegen meinem seit Jahren medikamentös unterdrücktem Immunsystem.“

– Elisa (Das Lila Element)

5. „Was funktioniert besonders gut für dich gerade? Hast du einen Tipp für andere Menschen, die aufgrund einer Krankheit zur viel-zitierten Risikogruppe zählen?“

Eva und Nicole achten darauf, sich nicht vom Informationsfluss überwältigen zu lassen und sich nicht unnötig zu stressen. Zum Thema Stressbewältigung haben sie ein paar Tipps, die auch anderen helfen können.

„Mir hilft es aktuell sehr eine gute Balance zwischen Information und Selbstschutz zu wählen. Zuviel Informationen überfordern mich und wecken ein Gefühl der Verunsicherung und Angst. Deshalb konsumiere ich aktuell die Medien ganz bewusst reduziert auf verlässliche Quellen und nur zu bestimmten Zeitpunkten – nicht den ganzen Tag und permanent. Für meine ‚Psychohygiene‘ ist es besonders wichtig mich zwar nach den Dingen zu richten, jedoch auch bewusst mal alles auszublenden und mir Raum für Entspannung zu gönnen. Sei es mit einem schönen Bad, einer kleinen Sport-/Meditationseinheit im Wohnzimmer oder beim Gassigang mit meinem Hund.“

– Eva (Evalescam)

„Ich habe aufgehört jede Nachricht zu lesen, die es gibt. Je mehr Informationen es gibt, umso unterschiedlicher sind sie und umso mehr wird man verunsichert.
Den ‚Panik-Zug‘ lass ich absolut gelassen an mir vorbeirollen.
Man sollte sich richtig informieren und gucken, wie man sich am besten vor einer Ansteckung schützen kann. Dazu zählt nicht nur die (Hand-) Hygiene und das Meiden von persönlichem Kontakt, sondern auch ein gesunder Lebensstil. Gerade ein geschwächtes Immunsystem braucht Pflege. Durch eine gute Ernährung, Bewegung (am besten an der frischen Luft), ausreichend Schlaf und die Vermeidung von Stress, kann man da ganz einfach sehr viel tun. Und das nicht nur in ‚Corona-Zeiten‘, sondern immer!“

– Nicole (DARM Life STYLE)

Celine und Elisa lenken sich ab und versuchen, die Zeit für sich zu genießen. Desi teilt auch ein paar Ideen, wie man sich entspannen und verwöhnen kann.

„Podcasts oder Hörbücher hören, neue Rezepte ausprobieren und die Zeit in sich selber zu investieren. Man muss das Positive sehen, ich hatte schon lange nicht mehr die Zeit mich so viel mit mir selber zu beschäftigen.“

– Celine (Morbus Crohn und ich)

„Die Zurückgezogenheit tut mir persönlich grad sehr gut und fällt mir leicht. Ich genieße die Zeit für mich und meine Familie. Es ist ja nicht so, dass man gar nichts mehr kann und darf. Es ist wichtig, weiterhin seinen bisherigen Routinen nachzugehen – also nicht zu vergammeln – und die nun extra verfügbare Zeit für sich selbst nutzt. Für Entspannung, für Haufenweise Lieblingsmahlzeiten und Dinge, für die man sonst nie Zeit findet. Endlich das Buch lesen, was man vor Monaten gekauft hat und die eine Sache reparieren, die schon wochenlang kaputt ist. Auch in Erinnerungen schwelgen ist schön. Wir können jetzt die Weichen für unsere Zukunft stellen. Diese Zeit ist perfekt, um zu entschleunigen, sich Gedanken über die eigenen Ziele zu machen und bewusster zu leben.”

– Elisa (Das Lila Element)

„Tipp: Gönnt euch was. Ich esse / koche und bestelle grade superviel was ich richtig liebe. Leckeres Essen, das man gut verträgt und das super schmeckt hebt sofort die Laune. Ansonsten: Selfcare! Lange heiß duschen oder baden, Masken, dick eincremen und mit einem Buch oder Netflix ins Bett. Und: so oft es geht an die frische Luft, in die Sonne – ob Balkon oder Mini-Spaziergang – tut sofort gut!“

– Desi (Die Desi Marie)

Elisa achtet auch darauf, sich nicht von den Medien in Panik versetzen zu lassen und rät anderen, vernünftig zu bleiben. Michaela findet es auch wichtig, sich an die Maßnahmen zu halten und sich virtuell auszutauschen.

„Und bitte: Nachrichten verfolgen ist wichtig – aber sich in purer Panik, Verschwörungstheorien und jedem einzelnen Gestorbenen zu verlieren, Hamsterkäufe zu tätigen und jeden Scheiß zu glauben, der sich im Netz befindet, ist nicht nur unnötig, sondern auch enorm kontraproduktiv. COVID-19 stellt die Welt auf den Kopf, jeder von uns sollte im Negativen eine Chance sehen und das Beste draus machen. #stayhome”

– Elisa (Das Lila Element)

„Wenn immer möglich: Daheim bleiben und physische Kontakte einschränken. Das Schlagwort ‚Social Distancing‘ klingt mir aber zu brutal und nicht richtig – es ist ja richtiger ein ‚Physical Distancing‘, denn in Kontakt treten kann man ja auch virtuell und das sollte man auch unbedingt.”

– Michaela (Lieber Herr Crohn)

Michaela hat noch ein paar Tipps für den Alltag daheim, die ihr geholfen haben. Ihr fester Tagesplan gibt ihr Struktur, aber ohne Zwang, bestimmte Dinge zu erledigen, was sie stressen würde. Der virtuelle Kontakt mit Familie und Freunden tut ihr und ihren Lachmuskeln besonders gut.

„Wenn ich merke, dass ich in das schwarze Depri-Loch sinke und mein Münchhausentrick nicht funktioniert, versuche ich das meinem Umfeld mitzuteilen. Klappt leider nicht immer.
Über Zoom, Skype, WhatsApp und Telefon kann man sich mit anderen austauschen und teils sogar sehen. Letztens haben wir mit unseren Kindern ein Zoom-Meeting gemacht und mit einer Freundin habe ich vor ein paar Tagen eine 3/4 Stunde geskypt. Danach hatte ich Bauchweh vom vielen Lachen.
Diese Form der Kommunikation ist zwar gewöhnungsbedürftig, aber es geht und hilft sehr.”

– Michaela (Lieber Herr Crohn)

Auch persönliche Gespräche zu führen ist nicht unmöglich – natürlich mit vernünftigen Abständen zum Gesprächspartner, wobei Michaela die Hecke im Garten als natürliche Trennwand dient.

„Auch reale Kontakte gibt es für mich noch, mit viel Abstand natürlich. Mit meiner Nachbarfreundin führe ich regelmäßig ‚Heckengespräche‘ im Garten - da ist genug Abstand zwischen uns. Wir haben uns einen Platz eingerichtet, mit Tischchen auf jeder Seite, Sessel, Tee und Kekse dazu, jede für sich, dennoch gemeinsam. Oder einfach mal ein kurzer 5-Minuten-Schwatz im Stehen. Das ist immer ein Emotions-Booster, tut einfach urgut und man merkt, dass man nicht alleine in dieser Situation drinhängt.
Meine Tochter war vor kurzem da und wir haben uns mit 3m Abstand unterhalten – das tut auch sehr gut und macht Mut.”

– Michaela (Lieber Herr Crohn)

Auch mal mit anderen Dampf abzulassen, tut Michaela gut. Von den sozialen Medien hält sie sich lieber fern, aber dafür schaut sie sich gerne zur Ablenkung unterhaltsame Clips im Internet an.

„Austausch mit anderen hilft mir auch bei den weniger schönen Momenten. Wenn ich mich z.B. über störrische Mitmenschen und Familienmitglieder aufrege, die den Ernst der Lage nach wie vor nicht wahrhaben wollen. Da hat es mir sehr geholfen, mich mit Freundinnen in ähnlicher Lage auszutauschen, ihre Erfahrungen und Tipps zu hören. Dann motzen wir mal kräftig ab, versichern uns gegenseitig, das Beste zu tun und die Diskussion zumindest versucht zu haben. Danach geht es uns beiden besser.
Auf Facebook, Insta oder Twitter abzuhängen hilft mir gerade gar nicht, das triggert zusätzlich und macht mir irren Druck.
Aber ich liebe witzige Videos, lustige Memes und Kochfilmchen - da kann ich total abschalten und die sind großteils so kurz, dass ich sie auch an Tagen schaffe, wo meine Aufmerksamkeit im Millisekundenbereich liegt.“

– Michaela (Lieber Herr Crohn)

6. „Was wünscht du dir jetzt von deinen Mitmenschen?“

„Vernunft!“

– Nicole (DARM Life STYLE)

„Ich wünsche mir mehr Rücksicht, Zusammenhalt, Solidarität und Liebe. Anstatt Panik, Egoismus, Hamsterkäufen und Antipathie.“

– Dominika (Bauchgeschichten)

„Dass der Kontakt zueinander nicht abbricht. Ich merke, dass ich an den ganz dunklen Tagen keine Kraft und null Motivation habe, mich bei wem zu melden. Dann wärs gut, wenn die Kontaktaufnahmen von außen kommt.
Das ist schwer, weil man ja nicht weiß, ob der oder die andere gerade so down ist und Aufmunterung oder Hilfe braucht. Man kann sich hier vielleicht ein Zeichen ausmachen – wie ein geändertes Profilbild auf WhatsApp – oder dass man von Haus aus vereinbart, sich alle paar Tage kurz zu melden und gegenseitig nachzufragen. Oft reichen schon kurze Nachrichten und das böse, dumme Gefühl, von allen vergessen worden zu sein, schwindet wieder.“

– Michaela (Lieber Herr Crohn)

„Unterstützung und Zusammenhalt. Dass auch der letzte Trottel grade versteht, dass es besser ist, soviel es geht zuhause zu bleiben, um nicht noch mehr Menschen und vor allem Risikopatienten anzustecken! Und: füreinander da sein! Sich zum Wein-trinken per Skype verabreden, sich austauschen und gegenseitig Mut zusprechen – zusammenhalten! Gemeinsam schaffen wir das! Irgendwie!“

– Desi (Die Desi Marie)

„Die Unterstützung und Akzeptanz fehlen mir. Außer von meinen Eltern und einer Arbeitskollegin hat mir bisher niemand Hilfe z. B. beim Einkaufen angeboten. Ich würde es gerne meiden, in den Supermarkt zu gehen, möchte mich aber natürlich auch niemandem aufdrängen. Ich glaube viele vergessen, dass auch junge Leute grade Schwierigkeiten haben können.“

– Celine (Morbus Crohn und ich)

„Was absolut nicht hilft: Wenn Menschen, die zur Risikogruppe gehören, stur nicht wahrhaben wollen, dass es nun Zeit ist, auch den eigenen A....llerwertesten im Haus zu lassen.
Ja, das ist nicht toll. Ja, das ist einschränkend. Ja, das macht möglicherweise Mühe.
Aber verdammt noch mal: Genau für diese Menschen wird aktuell die Wirtschaft auf Null gedrosselt, mit allen nachfolgenden Konsequenzen, damit diese Menschen keinem größeren Risiko ausgesetzt werden und dann ein Intensivbett brauchen oder entschieden werden muss, wer es bekommt. Das sind Standpunkte, die mich richtig aufregen und wütend machen. Darum nochmal in Großbuchstaben: #STAYTHEFUCKHOME“

– Michaela (Lieber Herr Crohn)

„Ich wünsche uns für uns alle, dass wir diese Herausforderung gut meistern. Versucht das Beste daraus zu machen, nutzt diese Phase, um mal runterzukommen, auf die wichtigen Dinge im Leben zu konzentrieren und dankbar zu sein, was man hat. Jede Herausforderung und Krise hat häufig auch irgendwie immer eine kleine gute Sache an sich! Die gegenseitige Wertschätzung und die des sonst gewohnten und als vorher vielleicht selbstverständlich angesehenen Alltags wird sicherlich nach dieser Zeit eine größere sein.
Passt auf Euch auf!“

– Eva (Evalescam)


Vielen Dank für eure Tipps! Bleibt gesund und kommt alle gut durch die Zeit!


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