Therapie der feuchten Makula­degeneration: Gibt es Alternativen zu Spritzen?

Behandlungen können die Verschlechterung des Sehvermögens aufhalten

Profile picture
Pip

Für viele von uns ist es eine tiefsitzende Angst: Unser Augenlicht zu verlieren. Die Vorstellung, unsere Angehörigen nicht mehr sehen zu können oder unsere Unabhängigkeit zu verlieren ist durchaus beängstigend. Die altersabhängige Makuladegeneration (AMD) ist eine Augenerkrankung, die in der Regel nicht zur vollständigen Erblindung führt, weil das periphere Gesichtsfeld erhalten bleibt. Alltägliche Dinge wie Lesen, Gesichter erkennen und Autofahren werden jedoch mit dem Fortschreiten der Erkrankung unmöglich. Schätzungsweise sind allein in Deutschland fast sieben Millionen Menschen davon betroffen. Eine Heilung gibt es nicht, die aggressivere „feuchte“ Form der AMD kann jedoch behandelt und teilweise aufgehalten werden. Derzeit sind Injektionen ins Auge die Therapie der ersten Wahl – wieder eine Vorstellung, die fast jeden von uns mit Grauen erfüllt. Viele Patienten und Angehörige fragen sich: Gibt es denn keine Alternativen?

Bei der feuchten altersabhängigen Makuladegeneration sammelt sich durch Wachstum undichter, krankhafter Blutgefäße Flüssigkeit im Auge, die die Netzhaut beschädigt und das zentrale Sichtfeld zerstört. Im Gegensatz zur trockenen AMD, für die es keine Behandlungsmöglichkeit gibt, kann bei der feuchten Form die Verschlechterung des Sehvermögens aufgehalten werden. Das kann durch Spritzen, Lasertherapien oder Operationen erreicht werden, wobei jede Behandlung Vor- und Nachteile hat und auch nicht für jeden Patienten geeignet ist.

Intravitreale Injektion

Bei einer intravitrealen Injektion werden Antikörper in das Auge gespritzt. Das Prinzip dahinter ist, dass die Antikörper gezielt dort wirken können, wo sie gebraucht werden, ohne den übrigen Körper zu beeinflussen. Der Wirkstoff hemmt nämlich das Wachstum von Gefäßen – in dem von feuchter AMD betroffenem Auge also die krankhaft wachsenden Blutgefäße, die das Sehvermögen verschlechtern. Da die Wirkung nur vorübergehend anhält und sich die Flüssigkeit im Auge immer wieder aufs Neue bilden kann, muss diese Behandlung meist in Abständen von mehreren Wochen oder Monaten wiederholt werden.

Eine Spritze ins Auge klingt schon sehr angsteinflößend. Der Wirkstoff wird allerdings in den Glaskörper (den weißen Teil) des Auges injiziert, wobei das Auge betäubt ist und offengehalten wird, sodass man nicht blinzeln kann. Der Patient blickt dabei zur Seite, statt direkt auf die Spritze zu schauen. Viele Patienten berichten, dass sie dank der Betäubung keine Schmerzen empfinden.

Die wiederholte Behandlung, die bei vielen Patienten in der Regel alle 4 bis 12 Wochen stattfinden muss, um den Sehverlust aufzuhalten, ist für viele Patienten und ihre Angehörigen eine Last. Auch ist sie mit einem gewissen Risiko (Infektionen, Katarakt) verbunden. In manchen Fällen kann jedoch sogar eine Verbesserung des Sehvermögens erreicht werden und der Schaden zum Teil rückgängig gemacht werden.

Thermische Laserkoagulation

Die Augen lasern zu lassen, um Sehfehler zu korrigieren, ist inzwischen weitverbreitet. Bei der Laserbehandlung der feuchten AMD werden die krankhaften Blutgefäße im Auge verschweißt, damit die Flüssigkeit nicht mehr austreten kann. Diese ambulante Operation ist vor allem bei einer frühzeitigen Diagnose effektiv und auch nur sinnvoll, wenn die Blutgefäße nicht ganz zentral liegen. Die Lasertherapie beschädigt nämlich auch die Netzhaut und hinterlässt Narben, daher würde Laserkoagulation im Sehzentrum der Makula zu erheblichem Sehverlust führen.

Bei etwa der Hälfte der behandelten Patienten bilden sich innerhalb von einem Jahr neue Blutgefäße, die direkt unter dem Zentrum der Makula liegen und sich nicht per Laser behandeln lassen, ohne Sehzellen zu zerstören. Daher ist die thermische Laserkoagulation nur in Ausnahmefällen sinnvoll.

Photodynamische Therapie

Mit der minimalinvasiven photodynamischen Therapie (PDT) dagegen können auch Blutgefäße unter dem Zentrum der Makula behandelt werden. Erst wird ein photosensibilisierendes Medikament in die Armvene gespritzt, das vorwiegend an den krankhaften Gefäßen der Makula haftet. Daraufhin wird das Auge mit dem Licht eines nicht-thermischen Lasers bestrahlt, um das Medikament zu aktivieren. Diese Lichtenergie erzeugt durch photochemische Prozesse toxische Substanzen, die gezielt den Verschluss der krankhaften Gefäße verursachen. Dieses Prinzip wird beispielsweise auch bei Tumoren eingesetzt.

Die photodynamische Therapie ist mehrmals im Jahr notwendig, um den Sehverlust vorübergehend zu verlangsamen. Leider ist diese Behandlung auch nur in Einzelfällen anwendbar, da der Therapieerfolg unter anderem von der Art der Gefäßneubildung und dem Narbenstadium abhängt.

Chirurgische Verfahren

Eine Operation kann bei der feuchten AMD bei großen Einblutungen notwendig sein. Während einer sogenannten Vitrektomie wird der Glaskörper des Auges entfernt, um die beschädigte Netzhaut darunter behandeln zu können. Der Glaskörper wird durch einen künstlichen aus Silikonöl ersetzt. Eine Verbesserung der Sehfunktion durch diese Operation im Vergleich zum normalen Krankheitsverlauf ist sehr unwahrscheinlich. Während und nach der Operation besteht außerdem das Risiko zusätzlicher Blutungen, wodurch diese invasive Behandlung nur selten sinnvoll ist.

Alternative Therapieangebote

Wie bei vielen anderen chronischen Erkrankungen werden auch bei der AMD Therapiemaßnahmen angeboten, die keine wissenschaftlich belegte Wirksamkeit haben, beispielsweise:

  • Blutwäsche
  • Sauerstoffbehandlungen
  • Infusionsbehandlungen
  • Gastherapie
  • Akkupunktur
  • Homöopathische Mittel, z.B. aus Organextrakten aus Augen

In manchen Fällen wird sogar eine Heilung in Aussicht gestellt. Dadurch, dass es bei der altersabhängigen Makuladegeneration auch ohne Behandlung zu einem vorübergehenden Stillstand der Erkrankung kommen kann, kann es auch vorkommen, dass ein wirkungsloser Behandlungsversuch als Erfolg interpretiert wird.

Wie schützen Sie sich am besten vor solchen dubiosen Angeboten? Wenden Sie sich an eine vertrauensvolle Person: Sprechen Sie mit Ihrem Arzt oder lassen Sie sich von einer Patientenorganisation informieren, die sich ausgiebig mit dem Thema Makuladegeneration befasst.

Neue Therapieansätze

Dadurch, dass intravitreale Injektionen aktuell die effektivste Therapie sind, bleiben sie die erste Wahl in der Behandlung der feuchten altersabhängigen Makuladegeneration. Es wird jedoch viel auf diesem Gebiet geforscht und es sind neue Behandlungen in Aussicht, die die Therapielast für Menschen mit feuchter AMD erheblich reduzieren würden – eine vielversprechende Zukunft.


Diese Artikel könnten Sie auch interessieren:

Barrierefreie Medikamentenerinnerung: MyTherapy unterstützt die Funktionen TalkBack und VoiceOver

Die barrierefreie Gesundheits-App

MyTherapy erinnert diskret an die Medikamenteneinnahme und ist dank der Funktionen VoiceOver und TalkBack komplett barrierefrei. Ein Zähler für den Tablettenbestand ist ebenfalls mit an Bord und erinnert an den Kauf einer neuen Medikamentenpackung.