Hohes Cholesterin? Darum ist die Einnahme der Cholesterinsenker so wichtig

Um erhöhte Cholesterin­spiegel zu senken, müssen viele Menschen Statine einnehmen. Prof. Dr. Steinhagen-Thiessen erklärt, weshalb die Einnahme der Statine so wichtig ist

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Prof. Dr. med. Steinhagen-Thiessen

Entgegen der weit verbreiteten Annahme, Cholesterin sei ausschließlich schädlich, benötigt es der menschliche Körper für zahlreiche Prozesse und ist für den Menschen sogar lebensnotwendig. So ist Cholesterin fester Bestandteil der Zellmembran unserer Körperzellen, trägt zur Bildung verschiedener körpereigener Hormone und Vitamin D bei und gilt als wichtiger Baustein der Gallensäuren, die der menschliche Körper für die Verdauung benötigt. Ist der Cholesterin­spiegel jedoch zu hoch, kann dies lebens­bedrohliche Konsequenzen haben. Prof. Dr. Elisabeth Steinhagen-Thiessen, langjährige Leiterin des Arbeitsbereichs Lipidstoffwechsel der medizinischen Klinik für Endokrinologie und Stoffwechsel­medizin der Charité – Universitätsmedizin Berlin, erklärt, warum eine Therapie zur Senkung des Cholesterinspiegels in der Regel aus einer Änderung des Lebensstils, sowie der Einnahme von Statinen besteht und, weshalb Sie Ihre Statine unbedingt konsequent einnehmen sollten.

Cholesterin ist für den Menschen zwar lebensnotwendig, bestimmtes Cholesterin (sogenanntes LDL-Cholesterin) schadet uns aber, wenn wir zu viel davon haben. Hat der menschliche Körper zu viel Cholesterin zur Verfügung, kann es sein, dass sich dieses überschüssige Cholesterin an den Gefäßwänden ablagert, wodurch sich die Gefäße langsam verengen. Als Konsequenz kann es zu einem Schlaganfall, Herzinfarkt oder zu Durchblutungs­störungen in den Beinen kommen.

Um das Risiko für diese Folge­erkrankungen zu verringern, ist es unerlässlich, den Cholesterin­spiegel innerhalb bestimmter Grenzwerte zu halten. Bei Menschen ohne Vorerkrankungen gilt dabei ein Richtwert von 115mg/dL für das LDL-Cholesterin. Für Menschen, die durch ein familiäres Risiko oder Vorerkrankungen, wie beispielsweise Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Niereninsuffizienz, Bluthochdruck oder Diabetes, bereits vorbelastet sind, gilt hingegen ein Wert von unter 70 mg/dL als erstrebenswert. Je nach den aktuell gültigen Behandlungs­leitlinien und unter Berücksichtigung bestimmter Faktoren können sich unter Umständen abweichende Zielwerte für Sie ergeben. Sprechen Sie daher mit Ihrem Arzt über die für Sie geltenden Zielwerte.

Erhöhte LDL-Cholesterin­werte: So werden sie behandelt

Wenn zu hohe LDL-Cholesterin­werte festgestellt wurden, sollte man verschiedene Maßnahmen ergreifen, um die angestrebten Zielwerte für das LDL-Cholesterin zu erreichen. Dazu gehört zum einen die Änderung des bisherigen Lebensstils und zum anderen die Einnahme von cholesterin­senkenden Medikamenten. In extremen Fällen kommt außerdem in der Regel einmal wöchentlich ein dialyse-ähnliches Verfahren, die LDL-Apherese, zum Einsatz. Dies ist jedoch nur sehr selten der Fall.

Um zu verstehen, weshalb bei erhöhtem LDL-Cholesterin eine reine Änderung des Lebensstils in der Regel nicht ausreichend und in der Folge die Gabe von Medikamenten häufig erforderlich ist, ist es wichtig, die Entstehung des Cholesterins im Körper zu kennen.

3 gute Gründe, die für die Einnahme von Statinen sprechen

1. Rund zwei Drittel des gesamten Cholesterins produziert der menschliche Körper selbst

Es gibt zwei Wege, wie das Cholesterin in den menschlichen Körper gelangt. Ein Teil des vorhandenen Cholesterins wird über die Nahrung aufgenommen, während der andere Teil des Cholesterins vom Körper selbst produziert wird. Diese Eigen­produktion findet fast überwiegend in der Leber statt. Das im Körper vorkommende Cholesterin wird dabei nur zu circa 30 Prozent durch die Nahrung zugeführt, während der Großteil, nämlich rund 70 Prozent, vom Körper selbst hergestellt wird.

Das bedeutet gleichzeitig, dass Sie nur rund ein Drittel Ihres gesamten Cholesterins durch gesunde Ernährung und körperliche Betätigung selbst beeinflussen können. Je fett- bzw. cholesterin­reicher Sie sich zuvor ernährt haben, desto mehr können Sie Ihren Cholesterinwert mit Hilfe einer Lebensstil­änderung senken. Haben Sie zuvor jedoch bereits auf Ihre Ernährung geachtet und sich ausreichend bewegt, ist eine Senkung des LDL-Cholesterin durch eine reine Änderung des Lebensstils von lediglich 10 bis max. 15 Prozent realistisch.

Lassen Sie uns dies kurz anhand eines Beispiels erörtern. Wir nehmen an, ein Patient hat einen LDL-Cholesterinwert von 190 mg/dL und kann mit Hilfe der Änderung des bisherigen Lebensstils sein LDL-Cholesterin um rund 10 Prozentpunkte, also 19 mg/dL, vermindern. So kann der Patient also mit Hilfe der Änderung seines Lebensstils einen LDL-Cholesterinwert von 171 mg/dL erreichen, der jedoch ausgehend von einem Zielwert von 115mg/dL noch weit über diesem Zielwert liegt. Eine weitere Absenkung des Cholesterins lässt sich dann nur noch durch die Gabe von Medikamenten erreichen.

2. Eine Änderung des Lebensstils kann den LDL-Cholesterin­spiegel häufig nicht ausreichend senken

An erster Stelle der Behandlung von erhöhtem LDL-Cholesterin steht dennoch immer eine Änderung des bisherigen Lebensstils. Denn selbst wenn Sie nur einen geringen Anteil des Cholesterin­werts durch die richtige Ernährung und Sport selbst beeinflussen können, sollten Sie unbedingt alle Register ziehen!

Bei einer Hyper­cholesterinämie können die Cholesterin­werte beispielsweise sehr weit vom Idealbereich abweichen und Werte von über 200 mg/dL und sogar über 300 mg/dL als LDL-Cholesterin aufweisen. Selbst eine vergleichsweise geringe Senkung des Cholesterin­spiegels um 10 bis 30 Prozent wirkt sich in diesem Fall somit günstig auf Ihre Werte und damit auch auf Ihr Risiko für mögliche Folge­erkrankungen aus.

Darüber hinaus sollten Sie auch bedenken, dass die Senkung erhöhter LDL-Cholesterin­werte durch Änderung des bisherigen Lebensstils häufig dazu führt, dass weniger Medikamente eingenommen werden müssen. Und je geringer die Dosis ist, desto besser werden die Statine in der Regel vertragen. Dies ist auch angesichts der Tatsache, dass es sich bei der Einnahme von Statinen oftmals um eine lebenslange medikamentöse Therapie handelt, von großer Bedeutung.

Auch wenn Sie durch Ihr Zutun nur einen geringen Anteil des Cholesterin­spiegels selbst aktiv beeinflussen können, sollten Sie diese Chance in jedem Fall nutzen. Denn ein gesunder Lebensstil hilft nicht nur dabei den Cholesterin­spiegel (um ca. 10 bis max. 15 Prozent) zu senken, sondern sorgt damit auch dafür, dass weniger Medikamente eingenommen werden müssen, was sich auch auf die Verträglichkeit der Medikamente auswirkt. Daneben hat ein gesunder Lebensstil den positiven Nebeneffekt, dass er zahlreichen weiteren Erkrankungen, wie beispiels­weise Bluthochdruck, vorbeugt.

3. Statine konnten eine vielfach bewiesene Senkung auf das Cholesterin zeigen

Statine sind nicht nur die am häufigsten eingesetzten Medikamente, sondern sie sind aus fachlicher Sicht die Medikamente der ersten Wahl, wenn es um die Senkung des LDL-Cholesterins geht. Dabei hemmen die Statine ein Enzym, das wichtig für die Cholesterin-Produktion im Körper ist und verhindern so, dass neues Cholesterin in der Leber und in anderen Körperzellen produziert wird. Dies führt letztlich dazu, dass der LDL-Cholesterinwert, sowie der Gesamt­cholesterinspiegel sinken und gleichzeitig der HDL-Cholesterin­spiegel im Blut ansteigt. Insgesamt kann mit Hilfe von Statinen eine Senkung des LDL-Cholesterin­spiegels von circa 20 bis 50 Prozent und eine Steigerung des HDL-Cholesterin­spiegels von rund 5 bis 10 Prozent erreicht werden.

Daneben wirken sich die Statine positiv auf Entzündungs­prozesse und die Gefäßwände aus. Insgesamt haben Statine eine vielfach bewiesene Senkung auf das Cholesterin gezeigt und konnten ebenfalls für eine deutliche Verminderung von Herz-Kreislauf-Erkrankungen sorgen. Statine werden daher bei einem erhöhten Cholesterin­spiegel und z.B. bei einem Zustand nach einem Herzinfarkt eingesetzt.

Auch wenn Sie sich wohl fühlen, sollten Sie unbedingt darauf achten, Ihre Statine regelmäßig einzunehmen. Denn tückisch bei zu hohen Cholesterin­werten ist vor allem, dass es nicht weh tut und keine Symptome auslöst – bis es bereits zu spät ist. Dann kann es zu Erkrankungen wie Angina Pectoris, Herzbeschwerden oder gar einem Herzinfarkt kommen. Lassen Sie deshalb regelmäßig Ihre Cholesterin­werte kontrollieren und besprechen Sie mit Ihrem Arzt, welche Maßnahmen Sie ergreifen sollten, um Ihre Cholesterin­werte in den Normbereich zu bekommen.


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