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Mavenclad®: Antworten auf die 8 häufigsten Fragen zu Cladribin

Apotheker-geprüfte Antworten zu Wirkung und Nebenwirkungen von Mavenclad® (Cladribin)

Das Arzneimittel Mavenclad® ist seit dem 15. September 2017 als orale (Aufnahme über den Mund) Kurzzeitbehandlung von hochaktiver schubförmiger MS zugelassen. Mavenclad® ist in Tabletten erhältlich und enthält den Wirkstoff Cladribin sowie den sogenannten Zuckeralkohol Sorbitol als Trägerstoff.

Wir hoffen, die Informationen in diesem Artikel sind hilfreich und bitten Sie, diese lediglich als solche wahrzunehmen. Dieser Artikel ersetzt keinen professionellen ärztlichen Rat. Falls Sie Bedenken zu Ihrer Medikation haben, sprechen Sie unbedingt mit Ihrem Arzt oder Apotheker. Dies ist besonders wichtig, falls Sie mehrere Medikamente einnehmen oder bestehende Risikofaktoren oder Unverträglichkeiten haben.

Was ist Mavenclad®?

Mavenclad® ist der Handelsname für ein Medikament zur Behandlung einer hochaktiven schubförmigen Multiplen Sklerose. Der Wirkstoff von Mavenclad® heißt Cladribin.

„Hochaktiv” bedeutet, dass im MS-Krankheitsverlauf vermehrt Schübe auftreten bzw. Läsionen im MRT sichtbar werden. Diese Schübe und Läsionen sind bei einer Multiplen Sklerose die Folge von Entzündungen an den Nerven, die durch die körpereigene Autoimmunreaktion entstehen.

Warum bezeichnet man Mavenclad® als Chemotherapeutikum?

Der Wirkstoff Cladribin ist ein Arzneimittel, dass Bausteinen der menschlichen DNA sehr ähnlich ist. Man nennt diese Art Medikament Nukleosid-Analgon. Werden Nukleosid-Analgone in die DNA von Zellen eingebaut, behindert das deren Funktionsweise. Als Folge nehmen diese Zellen unwiderruflichen Schaden.

Aufgrund dieser Eigenschaft kann Mavenclad® Krebszellen bekämpfen und wird seit ein paar Jahren als Mittel einer Chemotherapie eingesetzt: Es soll eine Blutzellkrebserkrankung, die Haarzellleukämie, bekämpfen.

Wie (schnell) wirkt Mavenclad®?

Mavenclad® zählt zu den sogenannten Immuntherapeutika zur Behandlung der Multiplen Sklerose. Da das Krankheitsbild der MS durch Autoimmunreaktionen hervorgerufen wird, ist der Ansatz der Immuntherapeutika, das Immunsystem des Körpers zu modifizieren, indem sie dessen Reaktionen zum Teil unterdrücken.

Mavenclad® wirkt auf Lymphozyten ein (das ist eine Untergruppe der weißen Blutkörperchen). Mavenclad® lässt sich in die DNA der Lymphozyten „einbauen” und reduziert dadurch deren Menge und Funktionen.

In der Zulassungsstudie von Cladribin wurde die jährliche Schubrate der Patienten gemessen. Eine Placebo-Gruppe mit 0,33 Schüben wurde mit der Cladribin-Gruppe verglichen, die 0,14 Schübe im Jahr aufwies. Das heißt, dass die Placebo-Gruppe durchschnittlich alle drei Jahre einen Schub erlebte, wohingegen es bei der Cladribin-Gruppe 6,5 Jahre im Schnitt waren.

Ein Behandlungszeitraum mit Mavenclad® dauert mindestens zwei und höchstens vier Jahre. Innerhalb dieser Jahre zeigte sich in der Zulassungsstudie eine effektive Wirkung auf den Krankheitsverlauf. Die Einnahme des Medikaments ist dabei für die ersten beiden Jahre vorgesehen, für 8-10 Tage pro Jahr.

Was muss man bei der Einnahme von Mavenclad® beachten?

Mavenclad® ist für die Therapie Erwachsener mit MS zugelassen. Der Beginn und die Überwachung der Behandlung mit Cladribin dürfen ausschließlich unter der Betreuung eines Arztes stattfinden.

Die Menge der Tabletten, die Sie benötigen sowie der Einnahmezeitpunkt sind von Ihrem Körpergewicht und Ihrer Behandlungsphase abhängig. Besprechen Sie daher Zeit und Art der Einnahme individuell mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin.

Ihr Arzt wird bei der Berechnung Ihrer Dosis berücksichtigen, dass empfohlen wird, über die zwei Behandlungsjahre pro Kilogramm Körpergewicht 3,5 mg Cladribin zu nehmen.

In der Regel wird Mavenclad® in Tablettenform über zwei Jahre in zwei Zyklen eingenommen. In jedem Zyklus wird Mavenclad® in zwei aufeinanderfolgenden Monaten jeweils vier bis fünf Tage lang eingenommen.

Diese Voraussetzungen müssen für Beginn und Weiterführung der Behandlung gegeben sein:

Cladribin wirkt auf bestimmte weiße Blutkörperchen, auf die Lymphozyten ein. Daher muss ihre Lymphozytenzahl vor Therapiebeginn:

  • im ersten Jahr im Normalbereich liegen
  • im zweiten Jahr mindestens 800 Zellen/mm3

Daher darf die Behandlungsphase im zweiten Jahr bis zu sechs Monate verschoben werden, damit sich die Anzahl der Lymphozyten erholen kann. Pendelt sich die Menge nicht wieder ein, muss die Therapie beendet werden.

Mavenclad® mit anderen Arzneimitteln gleichzeitig einnehmen

Achten Sie während des Einnahmezeitraumes darauf, dass Sie Mavenclad® nicht zur selben Zeit einnehmen, wie andere orale Medikamente. Es muss ein Abstand von mindestens drei Stunden zwischen der Einnahme von Mavenclad® und anderer oraler Arzneimittel vorliegen.

Folgende Personengruppen dürfen nicht mit Mavenclad® behandelt werden

  • Menschen mit eingeschränkter Nieren- oder Leberfunktion
  • Heranwachsende (Es liegen keine Daten vor)

Bei folgenden Personen ist bei der Anwendung Vorsicht zu empfehlen

  • Ältere Personen ab 65 Jahren

Wann Mavenclad® nicht eingenommen werden sollte

Eine Therapie mit Cladribin darf mit bestimmten Vorerkrankungen nicht durchgeführt werden. Besprechen Sie gemeinsam mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin mögliche Risikofaktoren. In diesen folgenden Fällen darf Mavenclad® nicht zur Anwendung kommen:

  • Überempfindlichkeit gegen Bestandteile des Medikaments
  • HIV- oder aktive chronische Infektionen (Tuberkulose oder Hepatitis)
  • Immunschwäche
  • Aktive maligne Erkrankungen
  • Einschränkung der Nierenfunktion

Wie wird Mavenclad® eingenommen?

Sie erhalten Mavenclad® innerhalb von zwei Jahren in je zwei Behandlungsphasen.

Jede dieser einzelnen Phasen besteht aus zwei Behandlungswochen, in der Sie 1 oder 2 Tabletten pro Tag zu sich nehmen. (Die genaue Menge nennt Ihnen Ihr Arzt; sie basiert auf Ihrem Körpergewicht.)

Nehmen Sie die Tablette in einer Behandlungswoche immer zur selben Tageszeit ein (Tipp: Verwenden Sie die MyTherapy-App um sich eine Erinnerung auf dem Handy einzurichten). Erst in der zweiten Behandlungswoche können Sie bei Bedarf einen anderen Einnahmezeitpunkt wählen, müssen diesen dann aber die Woche über ebenfalls konstant beibehalten.

Sie können Mavenclad® unabhängig von einer Mahlzeit einnehmen. Schlucken Sie sie ohne zu kauen. Trinken Sie ein Glas Wasser dazu und achten Sie darauf, dass Sie die Tablette erst zum Einnahmezeitpunkt aus der Verpackung nehmen, um zu verhindern, dass sie in Kontakt mit anderen Oberflächen kommt oder zu lange in der Hand gehalten wird.

Der Hersteller empfiehlt, die Tablette abends vor dem Zubettgehen zu nehmen, um Nebenwirkungen vorzubeugen. Am besten sprechen Sie Ihre eigene optimale Einnahmezeit mit Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin ab, um beispielsweise Wechselwirkungen zu vermeiden. (Frage 7: Gibt es Wechselwirkungen zwischen Mavenclad® und anderen Medikamenten?)

Das ist zu tun, wenn Sie die Einnahme vergessen haben

  • Sie bemerken noch am selben Tag, dass Sie die Einnahme vergessen haben: Holen Sie die Einnahme nach
  • Sie bemerken erst am nächsten Tag, dass Sie die Einnahme vergessen haben: Nehmen Sie nicht beide Dosen zusammen. Nehmen Sie an einem Tag nur eine Dosis ein und verlängern Sie Ihre Behandlungswoche um den Tag der vergessenen Einnahme.

Welche Nebenwirkungen hat Mavenclad®?

Bei der Behandlung mit Mavenclad® können diese folgenden Nebenwirkungen auftreten:

  • Lymphopenie (Reduktion der Lymphozyten)
    Weiße Blutkörperchen haben allgemein die Aufgabe, den Körper vor „Eindringlingen” zu schützen und diese unschädlich zu machen. Aufgrund der sinkenden Zahl bestimmter weißer Blutkörperchen kann es daher auch zu diesen Nebenwirkungen kommen:
  • Herpes Zoster (Gürtelrose)
  • Vaginale Infektionen
  • Allergische Dermatitis (allergische Hautreaktion)
  • Haarausfall
    Sollten sich diese Nebenwirkungen bei Ihnen bemerkbar machen, raten wir dazu, schnellstmöglich Ihren Arzt oder Ihre Ärztin zu konsultieren. Gegebenenfalls können Sie sich dann über das Absetzen des Medikaments beraten lassen.

Schwerere Nebenwirkungen: Bei einer getesteten höheren Einnahmedosis während der Zulassungsstudie traten Tumorbildungen auf – jedoch nicht statistisch gehäuft. Das bedeutet: Sie sollten frühere Krebserkrankungen oder entsprechende genetische Veranlagungen unbedingt Ihrem Arzt oder Ihrer Ärztin mitteilen. Führen Sie während einer Behandlung die Standard-Krebsvorsorgeuntersuchungen durch. Mehr Informationen finden Sie auf dem Internetportal der Deutschen Krebsgesellschaft.

Bitte beachten Sie: Alle Medikamente, die das Immunsystem beeinflussen, können das Krebsrisiko erhöhen. Ebenso können sie das Infektionsrisiko steigern.

Gibt es Wechselwirkungen zwischen Mavenclad® und anderen Medikamenten?

Ein Bestandteil der Struktur von Mavenclad® trägt den komplizierten Namen Hydroxypropylbetadex. Es kann möglicherweise dazu führen, dass die Resorption und Verfügbarkeit von Wirkstoffen anderer Medikamente am Wirkort beeinflusst wird. Um sicherzugehen, dass das nicht geschieht, muss Mavenclad® in einem Abstand von drei Stunden zu anderen Arzneimitteln aufgenommen werden.

Auf keinen Fall dürfen Sie während der Therapie mit Mavenclad® eine Behandlung mit diesen Medikamenten beginnen:

  • Ciclosporin, Cyclophosphamid und Azathioprin (zur Unterdrückung des Immunsystems, zum
    Beispiel nach einer Organtransplantation)
  • Methotrexat (zur Behandlung von Erkrankungen wie Schuppenflechte oder rheumatoider Arthritis)
  • langfristig eingesetzte Kortikosteroide (zur Hemmung von Entzündungen, z.B. bei Asthma)

Auf gar keinen Fall dürfen Sie ohne Absprache mit Ihrem Arzt Mavenclad® zusammen mit anderen MS-Medikamenten einnehmen: Alemtuzumab, Daclizumab, Dimethylfumarat, Fingolimod, Glatirameracetat, Interferon beta, Natalizumab oder Teriflunomid.

Bitte wenden Sie sich im Falle eines Zweifels jederzeit an den Arzt oder die Ärztin Ihres Vertrauens. Eine vollständige Liste der, in Kombination mit Mavenclad®, verbotenen Arzneimittel können Sie der Packungsbeilage entnehmen.

Bestimmte Impfstoff-Arten: Wenn Sie in den vergangenen anderthalb Monaten mit Lebendimpfstoff oder abgeschwächtem Lebendimpfstoff geimpft wurden, muss eine Therapie mit Mavenclad zeitlich verschoben werden. Ihr Immunsystem muss sich vor und nach einer Behandlung mit Cladribin erst erholen.

Kann ich Mavenclad® während Schwangerschaft und Stillzeit nehmen?

Nein. Die Einnahme von Mavenclad® kann ein schwerwiegendes Risiko für den Fötus bzw. das Kind sein. Die Gefahr kann bereits bei bzw. auch vor der Zeugung eintreten. Daher ist es notwendig, dass gebärfähige Frauen und zeugungsfähige Männer auf zuverlässige Verhütungsmittel zurückgreifen: Wählen Sie hier eine Barrieremethode (Bsp.: Kondome), da nicht bestätigt ist, ob hormonelle Kontrazeptiva (Bsp.: Antibabypille) während der Behandlung mit Mavenclad® ausreichend schützen.

Frauen und Männer müssen während und mindestens sechs Monate nach der Behandlung mit Cladribin entsprechende Vorkehrungen treffen.


Wir hoffen, die Informationen in diesem Artikel sind hilfreich und bitten Sie, diese lediglich als solche wahrzunehmen. Dieser Artikel ersetzt keinen professionellen ärztlichen Rat. Falls Sie Bedenken zu Ihrer Medikation haben, sprechen Sie unbedingt mit Ihrem Arzt oder Apotheker. Dies ist besonders wichtig, falls Sie mehrere Medikamente einnehmen oder bestehende Risikofaktoren oder Unverträglichkeiten haben.