präsentiert von MyTherapy

Copaxone: Antworten auf 11 häufige Fragen zu Glatirameracetat

Apotheker-geprüfte Antworten zu Wirkung und Nebenwirkungen von Copaxone

Copaxone ist ein Markenname für Glatirameracetat. Es handelt sich dabei um ein Arzneimittel, das für die Behandlung von schubförmig verlaufenden Formen der Multiplen Sklerose angewendet wird. Dafür wird es subkutan injiziert. Copaxone greift in die Arbeitsmechanismen des Immunsystems ein und gehört damit zu der Klasse der immunmodulierenden Medikamente. In diesem Artikel beantworten wir ein paar der am häufigsten gestellten Fragen zu Copaxone.

Wir hoffen, die Informationen in diesem Artikel sind hilfreich und bitten Sie, diese lediglich als solche wahrzunehmen. Dieser Artikel ersetzt keinen professionellen ärztlichen Rat. Falls Sie Bedenken zu Ihrer Medikation haben, sprechen Sie unbedingt mit Ihrem Arzt oder Apotheker. Dies ist besonders wichtig, falls Sie mehrere Medikamente einnehmen oder bestehende Risikofaktoren oder Unverträglichkeiten haben.

Was ist Copaxone?

Copaxone mit dem Wirkstoff Glatirameracetat (ein Polypeptid) ist ein injizierbares Arzneimittel aus der Klasse der immunmodulatorischen Medikamente und wird zur Behandlung der Multiplen Sklerose mit schubförmigem Verlauf eingesetzt. Immunmodulatorisch bedeutet, dass das Mittel die Funktionsweise des Immunsystems verändert, denn das Krankheitsbild der Multiplen Skerlose entsteht durch Autoimmunreaktionen (Störungen des Immunsystems). Sie lösen Entzündungsherde im zentralen Nervensystem aus, die zu Symptomen wie Spastiken, Müdigkeit oder u.a. Sehstörungen führen können.

Glatirameracetat wird angewendet, um die Häufigkeit von MS-Schüben zu reduzieren. Für MS-Formen, die nicht bzw. kaum schubförmig verlaufen, bestehen keine Hinweise auf eine Wirkung.

Wozu wird Copaxone verwendet?

Copaxone bildet in der MS-Basistherapie ein zweites Standbein neben Behandlungen mit Beta-Interferonen. Der Fokus der Basistherapie von Multiple Sklerose-Patienten liegt darin, die Anzahl der Schübe zu reduzieren. Als einen MS-Schub bezeichnet man das Auftreten neuer sowie bekannter MS-Symptome für mindestens einen Tag. Das sind die Formen der Multiplen Sklerose mit schubförmigem Verlauf.

Das klinisch isolierte Syndrom

Das klinisch isolierte Syndrom (auch CIS genannt) bezieht sich auf eine einzelne Episode von Symptomen, die der Multiplen Sklerose zugeordnet werden können. Einige betrachten es als unabhängiges Syndrom, andere als den Anfang einer schubförmig-remittierenden MS (RRMS).

Die schubförmig-remittierende MS (RRMS)

Eine zweite Episode von Symptomen zeigt, dass die Erkrankung zur schubförmig-remittierenden MS oder schubförmig-remittierenden Erkrankung fortgeschritten ist. Schübe können immer wieder auftreten. Zwischen den Schüben nimmt der Behinderungsgrad allerdings noch nicht zu.

Die sekundär-progrediente Erkrankung (SPMS)

Die Behinderung im Zuge der MS nimmt kontinuierlich zu und kann von Schüben durchsetzt sein.

Der Immunmodulator Glatirameracetat (Copaxone) reduziert die Schubfrequenz und Progression der Multiplen Sklerose.

Was ist die Wirkung von Copaxone?

Klinische Studien weisen darauf hin, dass zu Beginn der MS-Erkrankung T-Helferzellen vom TH1-Typ durch ein Antigen aktiviert werden. Diese TH1-Zellen richten sich potenziell autoreaktiv gegen ein Myelin-basisches Eiweiß, das den Hauptbestandteil von den Myelinscheiden ausmacht, die die Nervenbahnen des Körpers schützen. Nach ihrer Aktivierung sind diese TH1-Zellen imstande, in das zentrale Nervensystem einzudringen, wo sie sogenannte proinflammatorische Zytokine freisetzen. Diese Freisetzung führt zu einer Entzündung des Myelins, bekannt als „Demyelinisierung“. Bei lang anhaltender Krankheitsdauer verbreiten sich Entzündungsherde in Gehirn und Rückenmark, wodurch beständig mehr Nervengewebe außer Gefecht gesetzt wird.

Glatirameracetat, welches in Copaxone enthalten ist, ist ein künstlich produziertes Protein, das dem Baustein des Myelins ähneln soll. Der exakte Wirkmechanismus ist noch nicht ausreichend erforscht. Die Anwendung von Copaxone soll das Immunsystem daran „erinnern“, körpereigenes Myelin nicht anzugreifen.

Wie das Krankheitsbild des Patienten sich äußert, ist davon abhängig wo sich die Entzündungsherde im zentralen Nervensystem befinden und wie groß die neurologischen Schäden bereits sind.

Beim Großteil der Menschen mit Multipler Sklerose startet die Erkrankung mit einem schubförmig-remittierenden Verlauf, wobei Schübe nach längeren Zeitspannen aufeinander folgen. Bei ca. 10-15% aller MS-Patienten entwickelt sich meist ab dem vierzigsten Lebensjahr eine fortschreitende Verlaufsform der Multiplen Sklerose ohne Schübe (primär progrediente MS).

Behandlungsziel von Ärzten und Menschen mit Multipler Sklerose ist es, Schubraten zu mindern und den Krankheitsverlauf abzuschwächen. Bei modernen Therapien wie der Behandlung mit Glatirameracetat versucht man, das Immunsystem gezielt zu modellieren und damit die Langzeitprognose hinsichtlich des Krankheitsverlaufs zu verbessern.

Seit 2001 ist Copaxone von der EMA zur Behandlung schubförmiger MS in Europa zugelassen.

Wie wirksam ist Copaxone?

Die Wirkung von Glatirameracetat wurde durch mehrere Zulassungsstudien untersucht. In diesen Studien wurden 301 Probanden mit diagnostizierter MS über einen Zeitraum von zwei Jahren beobachtet.

37% der Studienteilnehmer, die Glatirameracetat angewendet haben, zeigten während des Untersuchungszeitraums keine Schübe der MS. Zum Vergleich: Von den Placebo-Anwendern waren es 27%.

Die Zulassungsstudie von Johnson zeigt eine jährliche Schubrate (wie viele MS-Schübe in einem Jahr im Durchschnitt auftreten) von 0,59 Schüben bei Glatirameracetat-Anwendern verglichen mit 0,84 Schüben bei der Placebo-Gruppe.

Das Voranschreiten der Behinderung wurde in den Studien mittels EDSS gemessen. Es zeigte sich ein Therapieeffekt von einer reduzierten Behinderungsprogression um 7% bei der Anwendung des Wirkstoffs Glatirameracetat.

Innerhalb von neun Monaten während des Untersuchungszeitraumes wurden die Auswirkungen des Medikaments mittels MRT betrachtet. Auffällig war dabei, dass Glatirameracetat die beobachtbare neuronale Aktivität der Erkrankung im MRT signifikant gesenkt hatte. Im MRT sieht man durch Kontrastmittelanreicherungen die Entzündungsherde im Gehirn, die an den Nervenbahnen durch Autoimmunreaktionen gegen die Myelinscheiden entstanden sind.

Wie wird Copaxone verabreicht?

Die Anwendung von Copaxone sollte unterlassen werden, wenn eine Allergie bzw. Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff Glatirameracetat oder den Hilfsstoff Mannitol besteht. Besprechen Sie die Behandlung mit Copaxone mit Ihrem Arzt, sollten Sie eine Herz- oder Nierenerkrankung haben oder gleichzeitig andere Medikamente einnehmen.

Diese Arzneimittelinformation dient lediglich der persönlichen Weiterbildung und ist nicht als Gebrauchsanweisung des Medikaments während einer Therapie zu verstehen. Bei Fragen zu Anwendungen oder Nebenwirkungen wenden Sie sich bitte an einen Arzt oder Apotheker.

Copaxone wird subkutan, d.h. unter die Haut, mittels einer Fertigspritze (enthält 40 mg Glatirameracetat) injiziert. Die Lösung wird dreimal wöchentlich im Abstand von mindestens 48 Stunden verabreicht – vorzugsweise an stets denselben Wochentagen.

Wie es aufbewahrt werden soll: Vor Licht geschützt sollte Copaxone im Kühlschrank bei einer Temperatur von 2-8°C gelagert werden.

Die Fertigspritze zur selbstständigen Anwendung, der Copaxone Pen, wird mit einer Injektionsanleitung geliefert. Wenn vom Arzt nicht anders vorgeschrieben, sollten Patienten sich an die darin beschriebene Anwendung halten: Copaxone wird in das Gewebe unter der Haut injiziert und darf keinesfalls während der Anwendung mit anderen Arzneimitteln gemischt oder gleichzeitig injiziert werden. Injizieren Sie die Lösung ausschließlich, wenn sie klar ist.

Bei der ersten Anwendung, um sicherzugehen, dass sie Copaxone richtig injizieren, sollten Sie sich von Ihrem medizinischen Betreuer unterweisen und anschließend 30 Minuten beobachten lassen.

Haben Sie eine größere Menge von Copaxone injiziert als vorgeschrieben, kontaktieren Sie bitte unverzüglich Ihren Arzt.

Sollten Sie die Injektion von Copaxone versäumt haben, führen Sie sie sobald wie möglich aus und lassen Sie dann den darauffolgenden Tag aus. Wenden Sie nach einer vergessenen Dosis niemals die doppelte Menge an und nehmen Sie in der folgenden Woche nach Möglichkeit das vorgesehene Anwendungsschema wieder auf.

Wohin darf mit dem Copaxone Pen gespritzt werden?

Zu den empfohlenen Vorbeugungsmaßnahmen gegen Reaktionen an der Injektionsstelle gehören:

  • Hände vor dem Injizieren gründlich waschen
  • Nehmen Sie die Spritze ca. 20 Minuten vor der Injektion aus dem Kühlschrank, damit sich die Lösung auf Zimmertemperatur erwärmt
  • Haut an der Injektionsstelle gründlich reinigen; waschen Sie sie am besten mit Wasser und Seife
  • Schwellungen an der Einstichstelle mit einer kalten Kompresse kühlen
  • Schwellungen, die länger als 1 Tag anhalten, mit Wärme behandeln
  • Hautausschlag mit Salben mit antiallergischen Wirkstoffen (Antihistaminen) wie Diphenhydramin (Dermodrin Salbe), Hydrocortison-Creme oder auch Wirkstoffen aus der Hamamelispflanze behandeln

Wenn Sie den Copaxone Pen verwenden, beachten Sie die beiliegende Anleitung. Der Injektor wurde ausschließlich für Copaxone zugelassen und wurde nicht zusammen mit anderen Produkten getestet. Lesen Sie sich die Anleitung zur Durchführung der Injektion durch.

Für eine Injektion werden diese sieben geeigneten Körperbereiche ausgewiesen:

  1. Bauchregion rund um den Bauchnabel – dabei den Radius von 5 cm um den Bauchnabel aussparen
  2. Linker Oberschenkel (oberhalb des Knies)
  3. Rechter Oberschenkel (oberhalb des Knies)
  4. Rückseite des linken Oberarmes
  5. Rückseite des rechten Oberarmes
  6. Linke obere Hüfte (unterhalb der Taille)
  7. Rechte obere Hüfte (unterhalb der Taille)

Beachten Sie: Nutzen Sie bei jeder Injektion eine andere Stelle. Bereiche, die schmerzen, gerötet, geschwollen oder verhärtet sind, eignen sich nicht für eine Injektion. Planen Sie den Wechsel der Injektionsstellen am besten, indem Sie ein Tagebuch darüber führen oder die praktische MyTherapy-App für Ihr Smartphone als Hilfsmittel verwenden.

Was sind die Nebenwirkungen von Copaxone?

Allergische Reaktionen (Überempfindlichkeitsreaktionen)

(Brechen Sie die Behandlung mit Copaxone umgehend ab und kontaktieren Sie einen Arzt, sollten Sie diese Nebenwirkungen bei sich feststellen:)

  • Hautausschlag (rote Punkte oder Nesselausschlag)
  • Schwellungen an den Augenlidern, den Lippen oder im Gesicht
  • Plötzliche Atemnot
  • Krampf(-anfall)
  • Ohnmacht

Reaktionen, die unmittelbar auf die Injektion folgen können

(Die meisten dieser Reaktionen treten bis max. 30 Minuten nach der Injektion auf und bilden sich anschließend zurück. Sollten die folgenden Symptome länger auftreten, suchen Sie schnellstmöglich medizinische Betreuung auf.)

  • Flush (Hautrötung mit Hitzewallung)
  • Engegefühl im Brustbereich
  • Atemnot
  • Starkes Herzklopfen bzw. beschleunigter Herzschlag

Hautreaktionen an der Injektionsstelle

(Diese bilden sich meist selbstständig zurück.)

  • Hautrötung
  • Schmerz
  • Quaddelbildung (punkt- bis plateauförmige Erhebungen der Haut)
  • Juckreiz
  • Ödeme (Wassereinlagerungen)
  • Entzündungen bzw. Überempfindlichkeit der Injektionsstelle

Andere Nebenwirkungen können sein:

  • Übelkeit
  • Schwächegefühl, Brustschmerzen und unspezifische Schmerzen
  • Gelenk- und Rückenschmerzen
  • Angst, Depression
  • Hautausschlag
  • Zysten, Abszess, Furunkel, Entzündungen der Haut oder der Niere, Gürtelrose
  • Geschwollene Lymphknoten
  • Beschleunigter Herzschlag, Herzklopfen
  • Funktionsstörung der Augen, Sehstörungen
  • Funktionsstörung im Verdauungstrakt, Erbrechen
  • Schüttelfrost, Katergefühl, allgemeine Unterkühlung (Hypothermie)
  • unspezifische Entzündungen, Gewebezerstörung (Nekrose) an der Injektionsstelle
  • Geschwollene Knöchel, geschwollenes Gesicht, Wassereinlagerungen
  • Infektionen (in Atemwegen, Ohren, Pilzinfektionen der Vagina, Herpes)
  • Vergrößerung der Schilddrüse, Schilddrüsenüberfunktion, Gewichtszunahme, Appetitlosigkeit
  • Geschmacksstörungen, erhöhter Gefäß- oder Muskeltonus, Migräne, Sprachstörungen, Ohnmacht, Zittern
  • Harnverhaltung, Harndrang, häufiges Wasserlassen
  • kleinflächige Hautblutung, starkes Schwitzen, Juckreiz, Nesselausschlag und andere Hautstörungen
  • Veränderungen in Anzahl oder Form der weißen Blutkörperchen
  • Schwellung der Brüste, Dauererektion, Erektionsstörungen, Beckenvorfall, Störungen der Vagina, Prostata oder Hoden, Scheidenblutung, anomaler Gebärmutterhalsabstrich
  • Funktionsstörungen der Lunge, Engegefühl im Hals, Atemstillstand, übermäßig beschleunigte oder vertiefte Atmung (Hyperventilation), Nasenbluten

Darf Copaxone während Schwangerschaft und Stillzeit angewendet werden?

Nein. Wenden Sie Copaxone nicht an, wenn Sie schwanger sind. Sollten Sie vermuten, schwanger zu sein bzw. beabsichtigen, schwanger zu werden, fragen Sie Ihren Arzt oder Ihre Ärztin um Rat.

Da nicht bekannt ist, ob Glatirameracetat über die Muttermilch ausgeschieden wird, empfiehlt es sich, während der Behandlung mit Copaxone nicht zu stillen.

Ist Alkohol während der Therapie mit Copaxone erlaubt?

Bisher sind keine Hinweise bekannt, die darauf schließen lassen, dass die Einnahme von Alkohol die Wirkung von Copaxone beeinflusst. Allgemein wird allerdings geraten, während der Behandlung Alkohol in eher geringen Mengen zu konsumieren.

Ist Autofahren während der Therapie mit Copaxone erlaubt?

Es liegen keine Ergebnisse vor, die darauf hindeuten, dass Copaxone die Verkehrstüchtigkeit oder das Bedienen von Maschinen beeinflusst.

Copaxone im Vergleich zur Interferontherapie

Copaxone wird als Arzneimittel in der MS-Basistherapie eingesetzt, d.h. es ist vor allem für Patienten geeignet, die sich in einem frühen Stadium der Erkrankung befinden. Damit lässt es sich mit den Beta-Interferonen vergleichen, die ebenfalls in der Basistherapie eingesetzt werden. Die Wirksamkeit der Medikamente ist ähnlich, sie verringern die Anzahl der Schübe um etwa 30%.

Aufgrund seiner guten Verträglichkeit – keine grippeähnlichen Nebenwirkungen, kein Temperaturanstieg – ist der Wirkstoff Glatirameracetat besonders für Patienten geeignet, die Schwierigkeiten mit Erhöhungen der Körpertemperatur haben.

Wenn bei Menschen mit MS die Beta-Interferontherapie nicht anschlägt, ist eine Behandlung mit Glatirameracetat eine gute Alternative.


Wir hoffen, die Informationen in diesem Artikel sind hilfreich und bitten Sie, diese lediglich als solche wahrzunehmen. Dieser Artikel ersetzt keinen professionellen ärztlichen Rat. Falls Sie Bedenken zu Ihrer Medikation haben, sprechen Sie unbedingt mit Ihrem Arzt oder Apotheker. Dies ist besonders wichtig, falls Sie mehrere Medikamente einnehmen oder bestehende Risikofaktoren oder Unverträglichkeiten haben.