Jährlich gibt es in Deutschland 500.000 Fälle schwerer Medikamenten-Wechselwirkungen. Mit dem E-Health-Gesetz soll diese Zahl deutlich sinken: Ab dem 1. April 2017 haben 20 Millionen Deutsche Anspruch auf die Ausstellung des bundeseinheitlichen Medikationsplans. Damit er die sog. „Arzneimitteltherapiesicherheit“ wirklich verbessern kann, will der Medikationsplan richtig genutzt werden. Deswegen haben wir für Sie als Patient, Arzt oder Apotheker alles, was Sie wissen müssen, in unserer Medikationsplan-Infografik aufbereitet.
Was ist der bundeseinheitliche Medikationsplan und warum ist er wichtig?
Herzinfarkt, Nierenversagen oder Magen-Darm-Blutungen: Jedes Jahr sterben Zehntausende an den Folgen von Arzneimittelwechsel- und -nebenwirkungen. Studien gehen davon aus, dass sogar 10% aller Krankenhauseinweisungen auf unerwünschte Wechselwirkungen zurückzuführen sind.
Damit soll jetzt Schluss sein: Durch die vollständige und transparente Auflistung Ihrer Medikamente soll der bundeseinheitliche Medikationsplan helfen, Wechselwirkungen zukünftig frühzeitig zu erkennen und zu vermeiden. Patienten profitieren zusätzlich von einer Übersicht über verordnete Medikamente samt Dosierung. Gerade für Menschen, die viele Tabletten nehmen müssen, erleichtert der Medikationsplan so die korrekte Einnahme.
Was ist die gesetzliche Grundlage für den Medikationsplan?
Nach § 31a des fünften Sozialgesetzbuches (SGB V) haben solche Patienten Anspruch auf einen Medikationsplan, die gleichzeitig mindestens drei verschreibungspflichtige Medikamente über einen Zeitraum von 28 Tagen einnehmen müssen. Ab dem 1. April 2017 haben diese Patienten bei ihrem Hausarzt Anspruch auf die Ausstellung bzw. den Ausdruck eines bundeseinheitlichen Medikationsplans. Damit ist der Medikationsplan eine der ersten verwirklichten Maßnahmen des im Dezember 2015 verabschiedeten „E-Health Gesetz“. Ziel des E-Health Gesetz ist es, die fortschreitende Digitalisierung unter Sicherstellung des Datenschutzes zu nutzen, um die medizinische Versorgung in Deutschland zu verbessern. Denn laut Bundesgesundheitsminister Gröhe verbessert „eine sichere digitale Infrastruktur […] die Gesundheitsversorgung und stärkt die Selbstbestimmung der Patienten.“
Wie bekomme ich einen Medikationsplan?
Wenn Sie regelmäßig drei oder mehr Medikamente einnehmen müssen, bekommen Sie den bundeseinheitlichen Medikationsplan zunächst von Ihrem Hausarzt ausgestellt. Dieser ist ebenfalls zur Aktualisierung Ihres Plans verpflichtet, falls sich etwas an Ihrer Medikation ändert. Zusätzlich kann Ihr Facharzt den Plan ergänzen, indem er den sog. Datamatrix-Code (häufig auch „QR-Code“ genannt) auf ihrem Medikationsplan einliest. Anschließend kann er den Plan am PC aktualisieren und die neue Fassung ausdrucken. Apotheken hilft der Medikationsplan, Wechselwirkungen zu erkennen. Auf Wunsch des Patienten können auch Apotheken den Medikationsplan erweitern, z.B. um verschreibungsfreie Medikamente wie z.B. Ibuprofen. Denn auch nicht verordnungspflichtige Medikamente können mit anderen Arzneimitteln Wechselwirkungen haben.
Mein Arzt hat mir einen Medikationsplan ausgestellt. Wie nutze ich ihn richtig?
Der bundeseinheitliche Medikationsplan bietet Ihnen eine Übersicht über Ihre Medikamente, gegliedert nach Name, Wirkstoff, Stärke, Form, Grund der Einnahme und Dosierungsangaben. So sehen Sie auf einen Blick, welche Medikamente Sie wann und in welcher Menge einnehmen müssen. Wenn Sie zusätzlich verschreibungsfreie Medikamente einnehmen, können Sie diese unter der Rubrik „Selbstmedikation“ eintragen lassen. Wichtig ist, dass Sie Ihren Medikationsplan immer bei sich tragen und stets aktuell halten, denn nur so können Ihr Arzt und Apotheker mögliche Wechselwirkungen schnell identifizieren.
Gibt es den Medikationsplan nur auf Papier oder kann ich auch eine App nutzen?
Der bundeseinheitliche Medikationsplan wird zunächst nur auf Papier ausgestellt. Mit MyTherapy (für Android) und iOS)) haben Sie aber schon jetzt eine App zum bundeseinheitlichen Medikationsplan: Einmal den Code mit der Smartphonekamera eingescannt, haben Sie die Übersicht über Ihre Medikamente immer zur Hand. Und mehr noch – die App hilft Ihnen, Ihren Plan in Taten umzusetzen: Lassen Sie sich von MyTherapy an Ihre Medikamente erinnern und gehen Sie auf Nummer sicher, keine Einnahme zu verpassen. Wenn sich Ihr Medikationsplan ändert, oder Sie zusätzlich rezeptfreie Medikamente einnehmen, können Sie Ihren Plan bequem aktualisieren, indem Sie den Strichcode der Medikamentenpackung in die App einlesen. Drucken Sie den aktualisierten Plan aus und besprechen Sie ihn mit Ihrem Arzt oder Apotheker. So stellen Sie sicher, dass keine Wechselwirkungen zwischen Ihren Medikamenten bestehen.
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