Werden Patienten in eine Notaufnahme eingeliefert, ist es für die behandelnden Ärzte wichtig, genau zu wissen, ob und welche Medikamente aktuell eingenommen werden. Nur so kann der Arzt oder die Ärztin feststellen, ob es sich bei den akuten Beschwerden tatsächlich um eine neue Erkrankung handelt oder um Nebenwirkungen der Arzneimittel. Doch auch wenn kein Notfall vorliegt, sondern z.B. ein Besuch bei einem Facharzt oder Fachärztin ansteht, ist es wichtig, die Medikamente zu kennen, die aktuell eingenommen werden. Damit kann ausgeschlossen werden, dass gefährliche Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln auftreten.
Um den Gefahren entgegenzuwirken, die durch die falsche Gabe von Medikamenten entsteht, gilt seit Oktober 2016 der bundeseinheitliche Medikationsplan. Mittlerweile - mehr als 8 Jahre nach dessen Bestehen - gibt es ihn auch in digitaler Form und in diesem Jahr kommt eine weitere Neuerung hinzu. Im Folgenden erfahren Sie alles, was Sie über den Medikationsplan wissen sollten – inklusive einer Medikationsplan Vorlage zum Download als PDF.
1. Was ist der Medikationsplan und wozu ist er gut?
Den bundeseinheitlichen Medikationsplan können gesetzlich versicherte Patienten von ihrem Arzt verlangen, wenn ihnen mindestens drei Medikamente verschrieben werden, die sie über einen Zeitraum von mehr als 28 Tagen einnehmen müssen. Alle Medikamente werden in der richtigen Dosierung, mit ihrem Wirkstoff, dem Grund der Einnahme und dem richtigen Einnahmezeitpunkt aufgelistet. Der Medikationsplan ist also quasi Ihre ganz persönliche Übersicht über Ihre Arzneimittel. Die übersichtliche, tabellarische Form garantiert, dass nur ein Blick notwendig ist, um sich einen Überblick zu verschaffen.
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Aktualisiert wird der Plan immer dann, wenn sich etwas in der Medikation ändert, sei es, dass ein neues Medikament hinzukommt oder sich die Dosierung ändert. Die aktuellen Informationen kann der Arzt – oder auch der Apotheker – ganz einfach hinzufügen, indem er den Barcode auf dem Plan scannt, diesen mit einer speziellen Software einliest und die entsprechenden Informationen ändert.
Nehmen Sie den Plan zu jedem Arztbesuch mit und zeigen Sie ihn auch in der Apotheke vor, wenn Sie Ihre Medikamente abholen möchten. So sind alle Beteiligten über die Medikation informiert und können gegebenenfalls eingreifen.
2. Welche Vorteile bringt der Medikationsplan?
Mit dem Medikationsplan sollen Menschen dabei unterstützt werden, Fehler bei der Einnahme ihrer Medikamente zu vermeiden. Immerhin kann ab einer bestimmten Anzahl von Tabletten und Pillen kaum jemand den Überblick darüber behalten, wann welche Pille eingenommen werden soll und darüber hinaus auch noch wissen, wofür oder wogegen sie helfen soll. Den Überblick zu behalten ist wichtig, denn Wechselwirkungen können die Wirkung von Medikamenten verstärken, abschwächen oder ganz außer Kraft setzen.
Zusätzlich dient der Medikationsplan Ärzten als Information, um die Verschreibung weiterer Medikamente auf die bereits vorhandene Medikation abzustimmen. Damit sollen Wechselwirkungen vermieden werden und mögliche Nebenwirkungen schneller erkannt und auf das entsprechende Arzneimittel zurückgeführt werden können.
Besonders hilfreich ist der Plan, wenn Sie bei mehreren verschiedenen Ärzten in Behandlung sind, die sich nicht regelmäßig abstimmen, damit jedem, der Sie behandelt die aktuellsten Informationen vorliegen. Auch Apotheken haben durch den Plan einen besseren Einblick in Ihre Medikation und können sich bei möglichen Bedenken gegebenenfalls mit Ihrem Arzt oder Ärztin in Verbindung setzen und sich rückversichern, ob die Arzneimittel richtig verordnet wurden.
3. Welche Informationen enthält der Medikationsplan?
Der Medikationsplan enthält in tabellarischer Form folgende Informationen:
- Persönliche Informationen wie Name und Geburtsdatum
- Ausstellungsdatum
- Adresse des behandelnden Arztes / der behandelnden Ärztin
- Wirkstoff
- Handelsname
- Dosierung, Wirkstärke und Darreichungsform der Medikation
- Einnahmezeitpunkt und -einheit
- Hinweise zur Medikation und Einnahme
- Einnahmegrund
Zusätzlich zu Medikamenten, die täglich eingenommen werden müssen, werden auch solche aufgelistet, die beispielsweise nur einmal wöchentlich eingenommen oder angewendet werden. Außerdem haben Sie die Möglichkeit, Medikamente mit aufzunehmen, die nicht verschreibungspflichtig sind, wie beispielsweise bestimmte Schmerzmittel oder pflanzliche Arzneimittel. Auch diese Medikamente aufzulisten, ist sehr empfehlenswert, da sie ebenfalls Nebenwirkungen auslösen oder in Wechselwirkung mit anderen Medikamenten stehen können.
4. Wo ist der Medikationsplan erhältlich?
Sie erhalten den Medikationsplan bei Ihrem Hausarzt oder Hausärztin. Momentan müssen Sie Ihn noch aktiv einfordern. Ihre Praxis muss Ihnen den Plan dann ausstellen, sofern Sie die Voraussetzungen erfüllen (mehr als drei systemisch wirkende Medikamente in dauerhafter Anwendung, gesetzlich versichert). Haben Sie keinen Hausarzt oder Hausärztin, kann auch ein Facharzt oder Fachärztin Ihnen einen Medikationsplan ausstellen. Dabei sollten Sie allerdings sicher gehen, dass tatsächlich alle Medikamente vermerkt werden. Bitten Sie nur einen Arzt oder Ärztin um die Erstellung, da sonst nicht mehr garantiert werden kann, dass Sie immer den aktuellsten Plan mit sich führen.
Im Juli 2020 wurde der elektronische Medikationsplan (eMP) eingeführt. Dieser ermöglicht, neben der gedruckten Version, die Speicherung von Medikationsdaten auf der elektronischen Gesundheitskarte (eGK). Diese digitale Weiterentwicklung des seit Oktober 2016 bestehenden bundeseinheitlichen Medikationsplans (BMP) bietet Patientinnen und Patienten die Möglichkeit, ihre Medikationsinformationen zentral und sicher zu verwalten.
5. Ab wann ist der Medikationsplan über die elektronische Patientenakte (ePA) abrufbar?
Voraussichtlich ab Sommer 2025 wird der Medikationsplan in digitaler Form direkt in die elektronische Patientenakte (ePA) integriert. Bereits ab Januar 2025 gibt es in der ePA eine Medikationsliste, die wichtige Informationen zur Medikation enthält. Diese Medikationsliste dient als Grundlage für den digitalen Medikationsplan, der dann um zusätzliche Details wie Einnahmegründe, Anwendungshinweise und Dosierungsschemata ergänzt wird.
Der digitale Medikationsplan bietet den Vorteil, alle Medikamente zentral zu verwalten und frühzeitig auf potenzielle Wechselwirkungen hinzuweisen. Patienten können sich bei ihrer Krankenkasse über die Aktivierung der ePA informieren und so die neuen Funktionen nutzen.
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