Soziale Gesundheit stärken – für Menschen mit MS

5 Tipps für den Zusammenhalt mit Freunden und Familie in schwierigen Zeiten

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Lisa

Wenn Sie durch Ihr Umfeld erstmals mit MS in Berührung kommen, kann die Frage „Wie gehe ich damit um, dass jemand MS hat?“ Verunsicherung auslösen. Viele Menschen können sich nicht viel unter der Diagnose vorstellen. Auch Ihre Freunde oder Angehörige könnten mit ihrer Diagnose überfordert sein. Vielleicht sind Sie aber auch selbst in der Position, MS zu haben und ihr Umfeld weiß nicht, wie es Sie unterstützen soll. Dieser Beitrag gibt Ihnen fünf Tipps an die Hand, um die Beziehungen zu Ihrem Umfeld zu stärken.

Soziale Gesundheit bei MS

Was ist soziale Gesundheit? Seit den sozialen Beschränkungen der Corona-Pandemie – Lockdowns oder Quarantänemaßnahmen – wissen wir, dass Gesundheit und Wohlergehen nicht nur vom körperlichen und mentalen Zustand abhängig sind, sondern auch von den Interaktionen mit anderen Menschen. Der Zusammenhalt von Familien, Freundesgruppen oder auch Arbeitskollegen sowie die Qualität der Gespräche, die man führt, beeinflussen unter anderen Faktoren Ihr Lebensgefühl. Respekt, Wertschätzung und das Gefühl zu einer Gruppe oder Person zu gehören und Unterstützung zu erfahren, sind ausschlaggebend für Ihre soziale Gesundheit. Desto stabiler Ihre Beziehungen sind, desto weniger anfällig können Sie für Risiken sozialer Ungleichheit sein. Dazu gehört z.B. die Entwicklung von psychischen Erkrankungen wie der Depression. Die Diagnose Multiple Sklerose kann Ihre Beziehungen zu Ihrem Umfeld auf die Probe stellen. Daher verraten wir Ihnen an dieser Stelle fünf Tipps für eine bessere Kommunikation, die den Zusammenhalt zu Ihren Freunden und Angehörigen stärken kann! 

Soziale Risikofaktoren bei MS

Familiärer oder freundschaftlicher Zusammenhalt kann aus sehr vielen Gründen bröckeln. Eventuell trifft eines dieser Beispielszenarien auch auf Sie zu.

  • Ihre Angehörigen fixieren sich sehr auf Ihre Erkrankung, während Sie lieber über andere Dinge reden würden. 
  • Die Menschen werden in Ihrer Nähe zurückhaltender und teilen Ihnen weniger mit, aus Sorge um Ihre Gefühle. 
  • Sie verlieren den Kontakt zu Freunden, weil diese mit Ihrer Diagnose nicht umzugehen wissen oder weil es für Sie zu anstrengend wird, sich um die „banaleren“ Sorgen der anderen zu kümmern. 
  • Selbst Ihre engsten Freunde und deine Familie verstehen nicht, was Sie gerade durchmachen: Sie fühlen sich einsam. 

Mangelhafte Unterstützung von Freunden und Familie kann durchaus auch einen negativen Einfluss auf Ihre Gesundheit haben. Ob Sie die Hilfe anderer beanspruchen möchten (und auf welche Weise) ist natürlich Ihre freie Entscheidung. Wir geben Ihnen allgemeine Tipps, wie Sie die Unterstützung bekommen können, die Sie gerne möchten. 

1 – Konzentrieren Sie sich auf Menschen, die Ihnen wirklich nahestehen

Es ist in Ordnung, wenn Sie sich dafür entscheiden, dass einige Menschen in Ihrem sozialen Umfeld Ihnen am wichtigsten sind. Wenn Sie sich dem Druck ausgesetzt fühlen, ständig alle über Ihr Wohlbefinden auf dem Laufenden halten zu müssen, können Sie Ihren Partner oder einen Freund bitten, mit anderen darüber zu sprechen. Es ist Ihr gutes Recht, den Personenkreis Ihrer Vertrauten einzuschränken.  

2 – Lenken Sie das Gespräch in eine andere Richtung  

Bei Gesprächen mit guten Freunden kann es sich lohnen, die Erwartungen zu steuern. 

  • Lassen Sie andere wissen, wenn Sie nicht möchten, dass sich das Gespräch um Ihre Gesundheit dreht. Zu Beginn der Unterhaltung können Sie eine klare Grenze ziehen: „Ich möchte heute lieber über andere Dinge sprechen“ oder Sie lenken während der Konversation ab: „Ich brauche eine Pause von dem Thema.“  
  • Ermuntern Sie andere, sich durch Ihre MS nicht davon abhalten zu lassen, über ihr eigenes Leben zu sprechen und Ihnen ihre Neuigkeiten mitzuteilen: „Ich möchte wissen, wie es bei Dir läuft. Wie ist die Arbeit? Wie geht es Deiner Familie?“ Stellen Sie Fragen, die beide Seiten auf die Spur eines Themas führen, mit dem sich beide wohlfühlen.  
  • Versuchen Sie nicht, die anderen vor Ihren Sorgen zu schützen. Aber bedenken Sie dabei, dass die Menschen in Ihrem Umfeld oft nicht wissen, wie sie reagieren dürfen. Wenn Sie es schätzen, dass sie Ihnen einfach ein offenes Ohr schenken, dann sagen Sie es genau so. Das ist ein einfacher Hinweis, der es Ihrem Umfeld erlaubt, Sie gut zu unterstützen.  

3 – Suchen Sie nach fachkundigem Beistand 

Vielleicht fühlt es sich nicht richtig oder ausreichend an, mit Ihren engsten Freunden und Verwandten über Ihre Sorgen zu reden. Sie stellen vermutlich fest, dass sich diese überfordert oder unwohl fühlen. Oder Sie entdecken, dass sie Ihnen helfen möchten, sich aber nicht in Ihre Lage versetzen können. 

Haben Sie solche Bedenken, können Sie sich an Ihr Ärzteteam wenden. Sie können Ihnen entsprechende Experten benennen und auch erklären, wie Sie den Kontakt zu fachkundigen Anlaufstellen aufnehmen können. Sie können sich entweder mit Unterstützung durch Ihre Behandlungsteams oder auch ganz selbstständig auf die Suche nach psychologischen oder MS-Beratern machen; regionale oder auch überregionale MS-Verbände sind hier gute Anlaufstellen. 

Ein professioneller Ansprechpartner kann Ihnen in den meisten Fällen Ihre Sorgen nehmen und auch gleichzeitig Möglichkeiten aufzeigen, wie Sie eine stabile und gute Bindung zu Familie und Freunden herstellen oder bestehende Konflikte lösen können. 

4 – Suchen Sie den Kontakt zu einer MS‑Community

Eine Alternative zu den Gesprächen mit Freunden und Familie kann darin bestehen, Kontakt zu anderen Menschen mit MS zu suchen. Hier kann der Beitritt zu einer Online-Community oder MS-Selbsthilfegruppe eine Chance sein, neue Leute kennenzulernen und sich dort zu den Themen austauschen können, mit denen Sie sich möglicherweise allein gelassen fühlen. Die Schweizerische MS Gesellschaft bietet hier eine Übersicht der Selbsthilfegruppen in Schweiz. Und auf der Website der DMSG finden Sie deutsche Gruppen in Ihrer Region – Mitarbeiter der Helpline helfen hier gern weiter. Kontakte mit anderen MS-Patienten können auch dazu beitragen, bestehende Beziehungen zu entlasten, wenn die Personen aus Ihrem Umfeld sich nicht in der Lage sehen, Ihnen angemessen zu helfen.

5 – Genießen Sie gemeinsame Aktivitäten   

Gemeinsame Zeit stärkt einen Zusammenhalt am meisten. Und sie gibt Ihnen womöglich in schweren Zeiten das Gefühl von Normalität. Wenn es die örtlichen Regeln zur sozialen Distanzierung während der COVID-19-Pandemie zulassen, können Sie sich mit ausreichend Abstand mit Freunden und Verwandten im Freien treffen, um das Infektionsrisiko gering zu halten.    

In der Pandemie fühlen sich viele Menschen oft allein. Kontakt – auch mit Maske im Freien oder digital über das Smartphone oder den Computer – wirkt sich positiv auf Ihre Stimmung aus. Hier ein paar Beispiele, die Sie gemeinsam mit anderen auch digital ausprobieren können: 

  • Gemeinsam Online-Spiele spielen (z.B. PC-Schach oder -Kniffel) 
  • Besuchen Sie zusammen digitale Ausstellungen – während der Pandemie stellen Museen ihre Werke oft virtuell aus 
  • Vereinbaren Sie einen Büchertreff, bei dem sie gemeinsam einen Roman lesen und sich darüber austauschen 
  • Tauschen Sie Rezepte aus und essen Sie gemeinsam mit anderen zu Abend

Unser letzter Tipp für Sie

Was auch immer Sie unternehmen, um Ihre sozialen Kontakte zu pflegen und Unterstützung zu erhalten: lassen Sie sich nicht davon steuern, was andere vielleicht von Ihnen erwarten, sondern entscheiden Sie sich für die Dinge, die Ihnen guttun.

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